Eintrag vom 21. November 2017
Vor den traumhaften Inseln der Karibik befindet sich eine als sehr gefährlich beschriebene Meeresregion im Altantischen Ozean: das
Bermuda-Dreieck. Ein sagenumwobenes Gebiet, in welchem schon zahlreiche
Schiffe und Flugzeuge verschollen sind.
Wie gefährlich die Fahrwasser dort sind hat nun auch der bundesdeutsche
Regierungsdampfer erfahren müssen. Noch
bevor sie den Zielhafen auf Jamaika erreichen konnten, sind die Sondierungsbemühungen trotz aller Bemühungen untergegangen. Die
FPD hat
sich mit den Rettungsbooten aus dem Staub gemacht, die restlichen Deligierten klammern sich nun an schwimmendes Treibgut und hoffen auf baldige
Rettung. Kleine Bemerkung am Rande: auch mit dem Flugzeug
wären sie vermutlich nicht schneller oder sicherer angekommen...
Es wäre aber vermessen jetzt die ganze Schuld nur bei der Partei von Herrn Lindner zu suchen. Schließlich haben auch
andere potentionelle Koalitionäre in den
letzten Woche maßgeblich dabei mitgewirkt, die
Erfolgsaussichten eines solchen Bündnisses
nicht gerade zu beflügeln - in einigen Fällen könnte man
sogar durchaus von gezielter
Sabotage sprechen.
Eines der Hauptprobleme waren sicherlich die unterschiedlichen Zielsetzungen der Parteien, welche zwar im Verlauf der Sondierungsgespräche Stück um
Stück tapfer über Bord geworfen wurden,
sondern auch daran dass sich vor allem GRÜne und FDP am Wahltag eigendlich darauf eingerichtet hatten, weitere vier Jahre bequem gegen eine
"Große Koaltion" wettern zu können, ohne wirklich
selber liefern zu müssen.
Das, denke ich, dürfte auch der Grund sein warum die FDP nun das Handtuch geworfen hat und aus den Gesprächen offiziell ausgestiegen ist - denn
im Gegensatz zu den Grünen musste Herr Lindner deutlicher weniger Kröten schlucken.
Nun, am "Tag danach", beherrscht ein neues Thema die Schlagzeilen: die Frage, wie es denn nun weitergehen wird. Auch wenn Frau Merkel als Chefin der "Übergangsregierung" theoretisch auf Zeit spielen könnte, das Scheitern der Verhandlungen hat auch auf sie einen Schatten geworfen.
Die Option einer "GroKo" wurde direkt nach dem Ausstieg der FDP durch die Sozialdemokraten nochmals
nachdrücklich abgewiesen - verständlich,
denn diese Entscheidung war schließlich die einzige(!) von Seiten der SPD in den letzten acht Jahren, bei der sie nicht sofort wieder einen
Rückzieher gemacht hat und umgefallen ist. Wenn Herr Schulz und seine Genossen überhaupt nochmal bei einer Bundestagswahl antreten wollen, dann
müssen sie jetzt zu dieser Entscheidung stehen!
Ein Alleingang der CDU/CSU mit der FDP oder (weitaus unwahrscheinlicher) mit den Grünen reicht Frau Merkel aber nicht für eine Mehrheit im
Parlament - und eine Minderheitsregierung zu bilden, dieses Risiko dürfte sie unter den gegenwärtigen Umständen nicht eingehen wollen.
Bliebe noch die AfD - das "Schmuddelkind" im Bundestag, welche thematisch den Konservativen jedoch näher steht als sie selber zugeben wollen.
In Sachsen-Anhalt und Thüringen hat man zuletzt gewissen Gemeinsamkeiten erkannt und so z.B. eine Gedenkstätte für die Opfer des NSU-Terrors
verhindert oder Kommissionen gegen "Linksextremismus" eingerichtet. Aber da es auch für CDU/CSU und AfD allein nicht für eine einfache
Mehrheit reicht, wird diese Möglichkeit bis auf weiteres wohl zumindest nicht offen diskutiert werden.
Mein Tip für das kommende Jahr lautet deswegen: es gibt
Neuwahlen auf Bundesebene. Ob diese vor oder parallel zu den
bei uns in Bayern stattfindenden Landtagswahlen durchgeführt werden wird auch davon abhängen wie schnell sich unser Bundespräsident Frank
"Guantanamo" Steinmeier dazu entschließt, Fakten zu schaffen und diese anzuordnen. Ich vermute das hier bereits entsprechende inoffizielle
Gespräche mit der SPD-Zentrale im Gange sein dürften.
Horst Seehofer dürfte das nun jedoch egal sein - was ihn nach seiner
Rückkehr aus Berlin
nach München erwartet, dürfte ihm bereits
bekannt sein. Die CSU wird, Neuwahlen hin oder her,
ihren "Freistaat" nicht kampflos aufgeben wollen und deswegen für die Wahlen mit einem neuen Gesicht an den Start gehen - ungeachtet dessen
Qualifikationen.
Ich persönlich könnte einer Minderheitsregierung auch auf Bundesebene durchaus etwas abgewinnen, und ich stehe da nicht
alleine da. Den
aktuellen Umfragen zu Folge würde sich ohnehin kaum etwas an der
gegenwärtigen Situation ändern und der Druck, sich wechselnde Mehrheiten in Abstimmungen sichern zu müssen, könnte nach all der langen
Zeit endlich zu einer Abkehr der merkelschen "Basta"-Politik und zu mehr Kompromissbereitschaft bei der Gesetzgebung führen.
Andererseits... auch wenn wir Piraten vermutlich nicht maßgeblich davon profitieren könnten, so haben doch all die "großen, etablierten
Parteien" überdeutlich bewiesen, dass sie weder kompromiss- noch regierungsfähig sind. Selbst ein blinder deutscher Michel mit Krückstock
muß sich jetzt nach vier Wochen nutzloser Diskutiererei doch genötigt fühlen, sich nach richtigen politischen Alternativen (jenseits
plumper Resentimentpolitik a la AfD) umzusehen. Vielleicht fühlt er sich sogar gezwungen neue Wege zu beschreiten, ihm bislang unbekannte Parteiprogramme
durchzublättern - dann würde er unter Umständen feststellen dass es da ja eine Partei gibt, die gewisse Dinge anders machen will.
Wir werden sehen wohin die Reise geht, jetzt wo die
Ex-Sondierer hilflos im Bermuda-Dreieck umhertreiben. Wenn es
Neuwahlen geben sollte, dann schließe ich mich einem gut gemeinten Rat an:
Jetzt wählt aber nicht nochmal so einen Mist!
"Fehler sind nicht zum machen da, sondern um daraus zu lernen."