Eintrag vom 3. Februar 2017
Die längere Pause hier in meinem Logbuch hat nichts mit schwindender Begeisterung oder fehlendem Antrieb zu tun - es gab einfach nur viel Arbeit in der "realen" Welt zu bewältigen, hinter der die Berichterstattung im Internet zurückstehen musste. Bei der zu organisierenden Kreismitgliederversammlung am letzten Sonntag im Januar wurde ich, zusammen mit meinen Vorstandskollegen im Kreisverband, erneut im Amt bestätigt, so dass sich auch hier für das Jahr 2017 aufgrund des schon langsam anlaufenden Wahlkampfes genügend Potential ergeben dürfte, um mich weiterhin beschäftigt zu halten. Das wir wegen der gesunkenen Mitgliederzahlen keinen eigenen Direktkandidaten aus Augsburg für den Bundestag nominiert haben, wird daran nicht viel ändern: Unterschriften werden gesammelt, Plakate werden aufgehängt und Infostände werden abgehalten werden müssen - inklusive der erforderlichen Organisation und Vorarbeit.
Das alles tritt aber hinter den innenpolitischen und internationalen Entscheidungen und Vorgängen zurück, die man in den letzten Wochen verfolgen konnte - zuerst verunsichert, dann zunehmend irritiert und mittlerweile leicht panisch. Denn der Trend, die Richtung in welche unsere Welt gerade steuert, wird sowohl surreal wie erschreckend wirklich, schwankt zwischen "postfaktisch", unberechenbar und willkürlich gesteuert.
Wer hätte gedacht das Donald Trump der erste Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika werden würde, der tatsächlich all seine Wahlversprecher in die Tat
umsetzen will - und das auch noch innerhalb der ersten
Woche seiner Amtszeit? Ein Präsident, der
bereits jetzt den verkappten Diktator heraushängen lässt
und vorwiegend per Sekret Dekret zu regieren gedenkt? Der, nachdem vor Jahren bereits Mr. Gorbatschow die Mauern
eingerissen hatte, jetzt wieder die Errichtung eines ganz neuen
"Schutzwalls" plant? Der
willkürlich Menschen diskriminiert und
dadurch die gesellschaftlichen wie auch die weltpolitischen Spannungen zusätzlich anheizt? Der sich für den Einsatz von
Folter zur "Informationsgewinnung"
ausspricht?
Ja, wer hätte das denn voraussehen können? Wer hätte mit so etwas rechnen können? Wo sich der kleine Donald doch so
nett entschuldigt hatte...
Seien wir ehrlich: wir haben es gewusst. Jeder hat es sehen können, was so ein Trumpeltier anrichten könnte, wenn man es frei
im Porzellanladen herumlaufen lässt. Ein Risiko, dass keine
Haftpflichtversicherung übernehmen würde. "What you see is what you get", nichts
weniger. Und auch wenn sich selbst in Amerika ungewohnter Protest
manifestiert - jetzt ist es zu spät dafür.
Manch böse Zungen behaupten, dass diese Entwicklung nur eine Wiederholung der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts ist. Weil
Donald Trumps Vorfahren aus einem Land stammen, in dem man
vor einiger Zeit einem nicht minder hirnrissigen Tyrannen hinterhergerannt war - der, nebenbei bemerkt, aus seinen Absichten genauso wenig einen
Hehl gemacht hatte wie der amtierende POTUS (President Of The United States)
selbst. Hätte es vor 70 Jahren Twitter gegeben, Adolf Hitler hätte daraus sicherlich den
"Volksempfänger" bauen lassen um seinen Gefolgsleuten
die richtigen Lügen "alternativen Fakten"
zu verkünden.
Und damals wie heute machen wir den gleichen Fehler wieder: wir beruhigen uns wider besseren Wissens damit, dass es "schon nicht so
schlimm kommen werde", die Karrieristen versuchen auf den neuen Zug aufzuspringen und so lassen wir den kleinen Donald
mal machen.
Jetzt haben wir den Salat - wir alle, nicht nur die Amerikaner. Die Auswirkungen von Trumps Regentschaft sind bereits außerhalb der USA zu
spüren - und werden sich noch deutlich
verschärfen.
Allerdings sollten wir uns hüten, die politische Entwicklung in den USA zu kritisieren - bei uns sieht es zwar weniger offensichtlich aus,
doch auch in Deutschland läuft ein ziemlich ähnliches Spiel ab. Nur ein wenig scheinheiliger. Wir lieben es nämlich, Diktatoren zu
hofieren und sehen dafür gerne über
deren kleine "Eigenarten" hinweg. Unsere Regierung ist damit nicht ein Deut besser als die amerikanische. Trumpland ist überall!
Das prominenteste Beispiel: die Diskussion um den Umgang mit
Gefährdern in unserem Land. Also
Menschen, die weder kriminell sind noch denen man entsprechende Bestrebungen nachweisen kann. Also Menschen, die vielleicht einmal
irgendwann unter irgendwelchen Umständen irgendetwas tun könnten. Im Grunde genommen sind also wir alle
potentielle Gefährder. Und für die führen wir jetzt ein schönes neues Spielzeug ein: die
Fußfessel - zum Teufel mit der
Unschuldsvermutung! Sowas braucht man sowieso nur in einem
Rechtsstaat!
Indem wir Leuten, denen wir die Verübung potentieller Verbrechen abstrakt zutrauen, zwangsweise mit einem Ortungsgerät versehen, verhindern
wir sicher und effektiv, dass diese ihre
hypothetischen Vorhaben auch in die Tat umsetzen könnten. Zumindest in der
Theorie unserer "Sicherheitsexperten"
Herrn Maas und Herrn de Maiziere - die gleichzeitig postulieren, dass es niemals eine vollständige Sicherheit geben kann. Vermutlich um vorzubeugen,
falls die Sache nach hinten losgeht, wie in Frankreich.
Immerhin kann man danach aber die Aufklärungsarbeit
vereinfachen. Ist doch auch schon mal was, dann
haben wir eine Chance dass unsere Polizisten endlich ein paar
Überstunden abbauen können, die durch die vorangegangenen
Sparmaßnahmen entstanden sind. Jetzt noch die Sicherheitbehörden
zentralisieren und
das BKA mit dem BND zusammenlegen, dann haben wir es wieder geschafft - dann
sind wir endlich wieder sicher!
Zumindest vor diesen ganzen schrecklichen Islamisten. Die anderen brauchen
uns sowieso nicht zu kümmern, die sind zu
unbedeutend, nicht wahr?
Tja, so ist das Leben halt. Kann man nichts dran ändern. Das müssen wir so hinnehmen. Ist doch ohnehin nur zu unserem eigenen Besten...
Ach übrigens: dieses Jahr haben wir Bundestagswahl.
"Du musst nicht akzeptieren was Dir überhaupt nicht passt, wenn Du Deinen Kopf nicht nur zum Tragen einer Mütze hast!"