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Eintrag vom 4. Juni 2016

Freunde haben mich mal mit einem Sturm auf dem Meer verglichen: er bricht nicht plötzlich aus, sondern kündigt sich vielmehr für den, der die Zeichen lesen kann, bereits lange vorher an. Zumindest so lange, dass Schiffe in Küstennähe beidrehen und den nächsten Hafen ansteuern können, ehe es so richtig losgeht.
In meinem Fall soll dieser Vergleich bedeuten, dass ich einen ziemlich langen Geduldsfaden habe. Wenn mir etwas stinkt, dann sage ich das in der Regel gleich am Anfang, höflich zwar, aber deutlich. Wenn man glaubt, mich verarschen zu können, steigere ich mich jedoch stetig, bis zu dem Punkt, an dem ich schließlich explodiere.
Jetzt ist es mal wieder kurz davor. Und das wird für die Leute, die davon betroffen sind, dann in der Regel ziemlich eklig.

Grund für meine derzeitige Mißstimmung ist der Umstand, das jedes Jahr mit schöner Regelmäßigkeit ein deutsches Unternehmen glaubt, seinen Müll vor meiner Haustür abladen zu müssen: geschälte, chemisch behandelte und mit regelmäßigen Zeichen beschriftete Baumhaut, eingeschweißt in Einwegfolie. Das Gewicht eines Gebindes liegt in der Regel zwischen 2 und 3 Kilogramm, und davon wurden mir gestern Abend unverlangt gleich zwei Exemplare auf das Küchenfensterbrett geknallt:

Bestimmt denkt sich jetzt so mancher meiner Leser: Warum regt der sich so wegen dem Telefonbuch und den "Gelben Seiten" auf? Klar, manche freuen sich über den jährlichen Werbemüll, vielleicht gibt es auch noch Vertreter der Generation 70+, die hin und wieder einen Blick in dieses Druckwerk werfen.
Ich aber nicht! Das letzte Mal, als ich das Telefonbuch zu rate gezogen habe, war an einer öffentlichen Telefonzelle (die gab es damals ja noch), und zwar vor ungefähr 20 Jahren. Leute, mit denen ich privat telefonieren möchte, frage ich nach ihrer Nummer, in einem persönlichen Gespräch. Die Rufnummer von Unternehmen schlage ich auf der Homepage der jeweiligen Firma nach. Selbst die Online-Ausgabe des "Örtlichen" habe ich in den letzten Jahren nicht öfter als fünf Mal aufgerufen. Was soll ich also mit diesem Pack Papier vor meiner Haustür anfangen?
 
Klar könnte ich die Packen jetzt ins Auto laden und entweder auf die Palette vor der Poststelle im Einkaufsmarkt werfen - oder, nach der pflichtbewussten Trennung von Kunststoff und Papier, beim nächsten Wertstoffhof. Beides Mal bedeutet das einen Zeitaufwand von mindestens einer halben Stunde sowie Sprit- und Kilometerkosten - für die Entsorgung von Müll einer Fremdfirma. Oder ich packe die Bücher unter meine Treppe und ermögliche der DeTeMedien eine kostenfreie Fremdlagerung des Druckwerks, bis zur zweimalige Altpapiersammlung durch den örtlichen Sportverein - wer bin ich denn?! Nicht mal verheizen kann ich den Dreck, da das Papier behandelt und beschichtet ist!

Aus diesem Grund habe ich bereits vor einigen Jahren mit einigen bundesdeutschen Unternehmen einen Schriftverkehr eröffnet. Die Post teilte mir mit, dass die Lieferung der Bücher nicht durch sie erfolgen würde. Der Druckverlag, die KUNZE Medien AG in München, wäscht sich die Hände in Unschuld und gibt an, nur für die Herstellung verantwortlich zu sein. Also bleibt als Verantwortlicher nur die DeTeMedien AG, ein Tochterunternehmen der deutschen Telekom übrig - eine Firma, bei der ich weder Kunde bin noch der ich meine eigene Telefonnummer anvertrauen würde.
Dieses Unternehmen stellt also ohne meine Einwilligung standartisierte Werbesendungen zu, was nach einem Urteil des Landesgerichts Lüneburg rechtwidrig ist. Und zwar deshalb, weil an meinem Briefkasten ein entsprechender Vermerk angebracht wurde, dass ich die Zustellung von Werbung ausdrücklich nicht wünsche.
 
Das sieht man bei der DeTeMedien allerdings anders: schließlich handele es sich bei dem Telefonbuch nicht um Werbung, sondern um eine allgemein Information. Aha. Dann handelt es sich hier wohl ganz offensichtlich um eine neutrale Umschlagsgestaltung, nicht wahr?

Ich habe alles freundlich versucht: ich habe sowohl die KUNZE Medien AG wie auch die DeTeMedien aufgefordert, die Zustellung einzustellen und auf das oben verlinkte Urteil verwiesen. Ich habe der Zustellung an meine Adresse explizit widersprochen und die Sperrung meiner Adresse für den "Zustellservice" verfügt, was mir von der DeTeMedien nach einigem hin und her dann auch am 27. Juni 2014 schriftlich bestätigt wurde. Ich habe den von den Unternehmen mit der Zustellung Beauftragten und Beschäftigten schriftlich Hausverbot erteilt. Ich habe darauf hingewiesen, dass jegliche weitere Müllablagerung auf meinem Grund und Boden dem Ordnungsamt gemeldet wird. Ich habe unter Androhung einer kostenpflichtigen Abmahnung die Firmen zur Abholung und Entsorgung des Mülls aufgefordert.
Was soll ich noch tun? Das frage ich mich jetzt wirklich. Jedes Jahr der gleiche Zirkus? Warum soll ich die Anlieferung unbestellter und ungewünschter Gegenstände ertragen oder diese auf meine eigenen Kosten entsorgen müssen?!

Ich habe gestern Abend die Unternehmen unter Ankündigung der Meldung beim Ordnungsamt sowie Anzeige wegen Verstoß gegen StGB § 123 (1) zur Müllbeseitigung bis zum Abend des 6. Juni 2016 aufgefordert und die Abgabe einer schriftlichen Unterlassungserklärung bis zum 17. Juni 2016 verlangt. Außerdem habe ich ihnen den für den aktuellen Schriftverkehr angefallenen Arbeitsaufwand in Rechnung gestellt.

Sollte das nichts nutzen - sorry, der Tsunami hat die Küste erreicht, dann sehe ich die Herrschaften vor Gericht wieder!
 
 

Anmerkung vom 17.06.2016:
Mittlerweile liegt mir eine Stellungnahme von der DeTeMedien vor: darin versichert man, mir keine Telefonbücher zugestellt zu haben. Der "mit der Zustellung beauftragte Verteiler" habe dies auf Nachfrage bestätigt. Wer mir die Gebinde vor die Tür gelegt hat, scheint somit seltsamer Weise ein Rätsel zu sein... vielleicht sind sie ja einfach so vom Himmel gefallen?
Ich drücke es mal vorsichtig so aus: ich kann derzeit ausschließen, dass mir bekannte oder in der Nachbarschaft lebende Personen einen solchen "Streich" gespielt haben. Es wird auch kaum ein Zufall sein, dass ich dieses Jahr mit zwei Exemplaren beglückt wurde: schließlich wird unter dieser Adresse seit meiner Wahl zum Vorsitzenden auch der Kreisverband Augsburg der Piratenpartei geführt. Ergo: da muss jemand Zugriff auf die Datenbank gehabt haben. Was den Radius der möglichen "Verdächtigen" logischerweise ziemlich einschränkt.
Wie geht man jetzt gegen eine solche Argumentation vor? Indem man den Schuldigen in flagranti ertappt und seine Identität feststellt. Ich finde es sehr bedauerlich, dass mich die DeTeMedien zu einer solchen Vorgehensweise zwingt. Ich kann den Damen und Herren dieses Unternehmens aber eines versprechen: die Angelegenheit ist lediglich aufgeschoben. Das Schlupfloch wird in den kommenden Tagen geschlossen, nächstes Jahr wird es keine Ausreden mehr geben.

"Der Klügere gibt solange nach, bis er der Dumme ist."

Michael Bussek