Eintrag vom 19. Juli 2017
Ich habe mit meiner "Nachlese" zum G20-Gipfel gewartet bis sich die Faktenlage ein wenig aufgeklärt hat. Wie es leider zu erwarten war
eskalierte die Lage in Hamburg mit Beginn des Gipfels, wobei es zu den einzelnen Auslösern der Krawalle widersprüchliche Angaben gibt, je
nachdem auf welcher Seite man steht. Für die einen begann die Eskalation mit Auflösungen angemeldeter Demonstrationszüge, mit der
Begrüdung das schwarzgekleidete Demonstranten mitliefen. Auf der anderen Seite zog über Stunden ein Haufen semi-professioneller Krawallmacher
marodierend durch einige Straßenzüge. Die Wahrheit wird, wie in den meisten Fällen, irgendwo dazwischen liegen.
Die aufgeschreckte Bevölkerung war jedenfalls
angemessen schockiert, was auf politischer Ebene zum Anlass genommen wurde, verbal gegen die G20-Gegner zu Felde zu ziehen und sich
rückgratslos rückhaltlos hinter den Polizeieinsatz zu
stellen. Die Wortwahl unseres Bundessicherheitsministers ging hierbei so weit, die Demonstranten mit Terroristen gleichzusetzen - was am Ende sogar
den Terroristen
selber zu viel wurde. Ein deutliches Zeichen dafür, dass wir uns bereits im Wahlkampf
befinden.
Die erforderliche Aufklärung der
Details wird naturgemäß nicht ganz so energisch vorangetrieben. So kann man sich durchaus die Frage stellen, warum man eine solche
Show-Veranstaltung ausgerechnet in eine verwinkelte Großstadt legt, in der man Ausschreitungen kaum unter Kontrolle bekommen kann - böse Zungen
munkeln, es wäre der Wunsch unserer Bundeskanzlerin
gewesen. Man könnte sich auch fragen ob der an einigen Stellen im Vergleich zu den in Hamburg jährlich wiederkehrenden Mai-Krawallen seltsam
zurückhaltend anmutende Einsatz von 20.000 Polizeikräfte seinen Grund in einer
Einsatzplanung fand, nach welcher der Schutz der ausländischen Gäste oberste
Priorität erhalten solle. Und nicht zuletzt stellt sich der Sinn eines solchen internationalen Regierungschefs-Kaffeekränzchen im Angesicht der
doch äußerst mageren Ergebnisse der Veranstaltung.
Diese Fragen treten aber ersteinmal zurück hinter den Horrormeldungen von fast 500 bei den Ausschreitungen verletzten Polizisten - auch wenn sich bei
näherer Betrachtung ein
ganz anderes Bild der Situation ergibt. Im umgekehrten Fall hat es jedoch natürlich in keinster Weise irgendwelche Unregelmäßigkeiten oder gar
Übergriffe der Beamten
gegen Presservertreter oder friedliche Demonstranten gegeben - anderslautende Gerüchte sind selbstverständlich nichts als bösartige und
strafbare Fake-News, gegen die wir zum
Glück ja mittlerweile entsprechende
Gesetze
parat halten.
Aus diesem Grund hat sich die Presse als fünfte Gewalt unseres Staates auch in geradezu vorbildlicher Art und Weise an der Strafverfolgung der
linksautonomen Steinewerfer beteiligt, auch wenn hin und
wieder kleinere Kollateralschäden zu vermelden waren. Immerhin,
wenn es dazu beiträgt mit Hilfe eines Online-Prangers die
Schuldigen der teilweise als kriegsähnlichen
Zustände beschriebenen Krawalle zu finden, sollte uns doch jedes Mittel Recht sein... oder?
Jedenfalls werden unsere Sicherheitsminister nicht eher ruhen,
bis die Übeltäter gefasst und zur Rechenschaft gezogen worden sind! Auch Ideen, solche Ausschreitungen bei zukünftigen Veranstaltungen zu
unterbinden, sind bereits vorhanden. Das alles steht im Zeichen
des Wahlkampfes... äh, ich
meine natürlich der Sicherheit! Wobei man hierbei natürlich ein besonderes Augenmerk auf das Wohlergehen unserer heldenhaft agierenden
Polizeibeamten legen wird. An einer Verbesserung der Ausrüstung wird bereits zusammen mit
führenden
Technologiekonzernen
gearbeitet.
Darüber hinaus ist es ebenfalls dringend erforderlich sich eingehend mit den Mitgliedern unter den Pressevertretern zu befassen, bei denen ein
Gefahrenpotential nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Das wird in unserer Bundesrepublik ja bereits seit einigen Jahren
praktiziert und hat sich auch bei dem zurückliegenden G20-Gipfel als sehr
praktikabel erwiesen. Hierzu wird auf der
Grundlage intensiver geheimdienstlicher Recherchen
eine Auswahl der zugelassenen Berichterstatter getroffen und bei den geringsten Bedenken notfalls auch bereits erteilte Akkreditierungen widerrufen.
Denn wir wissen ja - Sicherheit ist ein Supergrundrecht, vor allem bei Superbürgern wie Regierungsvertretern!
Nebenbei bemerkt: ein ähnliches Vorgehen funktioniert sicherlich auch abseits solcher
Großveranstaltungen. Wenn wir dann noch entsprechend kritische Informationen besser vor unberechtigtem Zugriff
schützen, können wir uns sicher sein wieder einmal alles nur
irgend mögliche zum Wohl einiger aller Bürger unseres Landes getan zu haben. Die Wirksamkeit unserer Maßnahmen, um die uns
die ganze Welt beneidet, gibt uns jedenfalls Recht!
Alles in allem war der G20-Gipfel also, wie es bei solchen Veranstaltungen prinzipiell immer ist, ein voller
Erfolg!
Ich bin sicher, die Bewohner der notleidenden Länder in Afrika werden dies sehr zu
schätzen wissen.
"Erfolg ist das Verlockenste und Verlogenste."